Reisebericht Kekova
Die Insel vor Üçagiz und die versunkene Stadt Apollonia
Originalkarte in höherer Auflösung - Quelle: PCL Map Collection University of Texas
Mitte März 2005 - Unser Linien-Minibus, Antalya - Kalkan, fuhr die Küstenstraße Richtung Südwesten, die Touristenhochburg Kemer und die antike Stadt Phaselis ließ er links liegen um uns dann zügig hoch in die Berge zu bringen.
Meistens sahen wir die schneebedeckten Gipfel des Taurus zur Rechten und das Meer zu unserer linken Seite. Bei Ulupinar, eines wegen seines guten Wassers und der darin lebenden Forellen bekannten Ortes in den Bergen, machte unser Busfahrer eine kurze Pause.
Unser Fahrer hatte es sichtlich eilig und das war mir auch ganz recht so, denn ich wusste nicht wie lange wir letztendlich bis Kekova brauchen würden und wollte auf jeden Fall vor Einbruch der Dunkelheit dort ankommen um in Ruhe eine Bleibe für die Nacht aussuchen zu können.
Von dort oben ging es genauso fix wieder runter bis auf Meereshöhe. In Kumluca und Finike nahm unser Fahrer noch ein paar Fahrgäste auf, wollte sich aber auch hier nicht aufhalten sondern drängte zum Aufbruch. Von wegen "kommst du heut' nicht, kommst du morgen" und so ... "Money makes the World go round" passt wohl besser.
Wir fuhren mit diesem Bus bis ca. 5 km hinter Demre, an einer kleinen Kreuzung ließ uns der Busfahrer aussteigen. Da standen wir also, mitten in der Pampa zwischen Demre und Myra, ungefähr 20 km von Kekova entfernt auf einer kleinen Landstraße.
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Sehen Sie dazu das Video:
"Türkei - Von Antalya nach Kekova - März 2005"
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Ein paar Frauen am Straßenrand erzählten uns das ein Dolmus bis nach Üçagiz fahren würde, aber wann genau wussten sie auch nicht. So schnappten wir uns unsere 7 Sachen und trabten gemächlich durch die Nachmittagssonne. Irgendein Dolmus wird schon kommen und wie üblich kurz hupen und auf Handzeichen anhalten.
Ein wahrlich ungewöhnliches Gefährt, ein Trecker mit Anhänger und auf dem Anhänger eine Zweizimmer-Holzvilla, nahm uns bis kurz vor Üçagiz mit. Das dauerte natürlich etwas länger als mit einem richtigen Bus, aber erstens kam kein Bus und außerdem wäre das auch bestimmt nicht so lustig gewesen. Die drei Männer mit dem Spezial-Wohnmobil sind reisende Imker, die mit ihren Bienenvölkern wandern. Nein nein, die Bienen waren bei diesem Transport nicht mit dabei.
Das Holzhaus hatten die drei in Demre gekauft und brachten es nun zu ihren Freunden in der Nähe von Üçagiz um darin zu wohnen, solange sie in der Gegend bleiben. Bei einem ihrer Freunde machten wir dann Pause, tranken Tee und aßen Brot mit Honig.
Diese Leute erzählten uns Geschichten aus ihrem Leben und wieder einmal wurde mir bewusst wie privilegiert unser Leben im reichen, gut durchorganisierten Rechtsstaat, Deutschland ist. Unter diversen Vorwänden, z.B. dem Schutz von Altertümern, werden Häuser abgerissen, andere Häuser wiederum bleiben stehen obwohl die am gleichen Ort und ebenfalls ohne Genehmigung gebaut wurden.
Natürlich müssen die Altertümer Lykiens vor Plünderern geschützt werden, aber ob deshalb wirklich die kleine Pension (2 Gästezimmer) abgerissen werden muss? ... und warum die große Pension daneben (15 Zimmer) stehen bleiben darf? ... keiner weiss es.
Behördenwillkür, Vetternwirtschaft, Bestechung und Rechtlosigkeit sind scheinbar die alltägliche Norm. Einfache Menschen werden ohne Entschädigung enteignet, es wird ihnen nicht mal eine Erklärung gegeben oder gar eine Ausweichmöglichkeit geboten.
Das ist die Situation der Menschen dort, so wie sie uns von verschiedenen Leuten geschildert wurde, bestimmt ist das sehr subjektiv und ebenso bestimmt haben sie hier und da nicht alles erzählt was wirklich geschehen ist, aber die Verzweifelung in ihren Gesichtern war echt.
- Selmas Gardenhouse -
Als deutlich wurde das der Transport des Hauses länger als geplant dauern würde, riefen unsere Imker einen ihrer Kumpel an, der uns mit seinem Auto abholte und die letzten Kilometer bis Üçagiz brachte.
Während Ibrahim fuhr und Söhnchen Zafer auf dem Beifahrersitz schlief, hatte seine Frau Selma wohl schon eines der drei Gästezimmer für uns zurechtgemacht und die Klimaanlage auf üppige 24 Grad hochgedreht.
Als wir beim Haus ankamen war es schon fast dunkel und Selma hatte ein Lagerfeuer angezündet. Ibrahim briet ein paar Fische die er, im Vorbeifahren, unten am Hafen gekauft hatte und Selma machte schnell noch einen Salat.
Wir beiden waren einfach nur platt. Besser hätte es auch mit Planung nicht laufen können.
Selmas Gardenhouse war zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz fertig, aber von rustikalem Chic und schon sehr gemütlich. Drei Doppelbettzimmer, mit jeweils einem separatem Bad mit Dusche, haben sie im oberen Stockwerk ausgebaut und von der Dachterrasse des Hauses kann man die gesamte Bucht überblicken.
Selmas Gardenhouse - Pansiyon
Selma & Ibrahim Yapici
gsm: 0090 (0) 537 307 22 59
ÜÇAĞIZ – KEKOVA KÖYÜ - KALE DEMRE - ANTALYA - TÜRKiYE
Frau Selma ist eine Seele von Mensch, freundlich und viel zu gut für diese Welt.
Mit dem zweiten Kind im sechsten Monat schwanger, war Sie trotzdem kaum dazu zu bewegen mal eine Pause zu machen.
Selmas großes Hobby ist ihr Garten, hier ein Salatbeet, dort ein paar Blümchen zwischen den Felsen. So hat sie, neben all der anderen Arbeit, immer irgendetwas zu gießen oder zu zupfen rund um ihr Gartenhaus.
Üçagiz - Simena - Kekova - Üçagiz
heißt "Drei Münder" - die Inseln in der Hafeneinfahrt lassen nur drei schmale Fahrrinnen um in die Bucht hinein zu fahren. Wer darauf aus ist seinen Urlaub am Strand liegend zu verbringen, sollte sich von dieser Gegend der Türkei fernhalten. Sandstrände gibt es hier nicht, nur Felsen und Steine aber davon jede Menge.
OK, auf den Inseln gibt es hier und da kleine Buchten in denen sich etwas Sand angesammelt hat, aber das ist kaum der Rede wert. Wer aber gerne wandert, Spazieren gehend eine reizvolle Landschaft erkunden möchte, der wird sich hier sicher wohlfühlen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück verbrachten wir unseren ersten Tag in Üçagiz damit die Gegend zu Fuß zu erkunden. Unten am Hafen waren die Fischer damit beschäftigt ihre Boote zu flicken und frisch zu lackieren.
Da viele der Fischer nur noch selten zum Fischen herausfahren, weil immer weniger Fischschwärme kommen, sind sie alle auf die Saison fixiert wenn dann doch hoffendlich die Touristen kommen. Als wir das Dorf hinter uns gelassen hatten, waren auf dem Weg nur noch viele Felsen, ein paar Sträucher, jede Menge duftende Kräuter, einige Ziegen und nur ganz selten Menschen zu sehen. Überall finden sich die Spuren einer längst vergangenen Zivilisation, die typischen Gräber Lykiens und verfallene Mauerreste säumen den Weg.
Es ist eine phantastisch, urwüchsige Landschaft, rau und unwirtlich, mit einer nur kargen Vegetation. Beim Spazierengehen in dieser Gegend riecht es nach den verschiedensten Kräutern, sie wachsen einfach am Wegesrand und laden dazu ein ein paar Büschel davon mitzunehmen.
Einige interessante Ecken in dieser Gegend lassen sich jedoch wesentlich besser mit dem Boot als zu Fuß erreichen. Nicht weit von Üçagiz gibt es zum Beispiel eine Ansammlung von lykischen Gräbern die es wirklich lohnt anzuschauen, aber es ist kein gangbarer Weg vorhanden. Um trockenen Fußes dorthin zu gelangen ist es unumgänglich diese Tour mit einem Boot von der Wasserseite aus anzugehen. Ansonsten sind dem übermütigen Kletterer blaue Flecken sicher, wahrscheinlicher aber derbe Knochenschäden.
Mit dem Boot zur Insel Kekova
Ein Freund der Familie Yapici, Kürsad Koç, besitzt eines der Ausflugsboote die im Hafen von Üçagiz vor Anker liegen. So kamen wir günstig zu einer ca. zweistündigen Bootsfahrt, vorbei an dem kleinen Ort Simena, rüber zur Insel Kekova und wieder zurück.
Kürsad Koç - Boat Tour
gsm: 0090 (0) 536 356 98 65
Tel.: 0090 (0) 242 874 22 31
ÜÇAĞIZ – KEKOVA KÖYÜ - KALE DEMRE - ANTALYA - TÜRKiYE
Am frühen Morgen, wenn noch kein Wind die spiegelglatte Wasseroberfläche kräuselt, ist diese Bootstour besonders empfehlenswert.
Dann kann man, durch das kristallklare Wasser, bis auf den Grund sehen. Die Konturen der, während eines Erdbebens, versunkenen Stadt Apollonia geben einen ungefähren Eindruck davon wie es aussieht wenn der Meeresspiegel um ein paar Meter ansteigt. Einige Mauerreste der versunkenen Stadt befinden sich ganz dicht unterhalb der Wasseroberfläche.
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Dieses Bild entstand bei Simena und zeigt Reste einer versunkenen Hafenmauer. Die Ortschaft Simena liegt auf der Halbinsel die auf der östlichen Seite das Hafenbecken von Üçagiz einfasst. Per Pedes ist es gut eine Stunde Wegs bis nach Simena und es geht über holperige Pfade die man keinem Fahrzeug zumuten möchte. Mit dem Boot dagegen fährt man 10 Minuten, nur kurz raus aus dem Hafenbecken und schon ist man da.
Simena scheint der höher gelegene Überrest der versunkenen Stadt zu sein der vom Wasser verschont wurde.
Auch hier herrscht striktes Neubauverbot und so haben die Leute ihre Häuser auf den Ruinen der alten Stadt errichtet. Das Wahrzeichen von Simena ist ein im Wasser stehender Sarkophag. In der Burg über der Stadt befindet sich übrigens das kleinste Theater Lykiens mit nur 300 Sitzplätzen verteilt auf sieben Sitzreihen. Von hier sind es nur noch wenige hundert Meter bis hinüber zur Insel Kekova.
Die Insel Kekova ist Namensgeberin für die gesamte Region. Wenn die Einheimischen von Kekova sprechen, meinen sie entweder die Region, die Insel oder auch eine der anderen, kleineren Inseln. Die Küste der Insel ist gesäumt von Überresten verschiedener Gebäude, die zum Teil über als auch unter der Wasseroberfläche liegen.
Es wirkt schon teilweise etwas Gespenstisch, wenn aus dem Fels gehauene Treppenstufen einfach so ins Wasser hinab führen.
In den Gewässern vor Kekova darf man nicht schwimmen und schon gar nicht tauchen, denn hier wurden in der Vergangenheit ganze Mosaikböden aus dem Wasser geholt. So gibt es nun kaum noch eine Amphore am Grund zu sehen und von denen gab es früher, laut unseres Kapitäns, noch jede Menge.
Auf der Insel selber gibt es natürlich auch reichlich Ruinen der alten Stadt Apollonia zu besichtigen. Hier an der schmalsten Stelle der Hauptinsel gibt es sogar eine kleine Bucht mit Sandstrand.
Wir blieben noch weitere drei Tage in der Gegend und machten etliche Spaziergänge.
Meine Liebste sammelte mit ihren neuen Freunden diverse Heil - und Küchenkräuter, von denen wir einige noch gar nicht kannten. Sie zeigte ihnen im Gegenzug wie man daraus lauter schöne Sachen machen kann, Blumenkränze zum Beispiel...
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Bevor wir uns auf den Rückweg nach Antalya machten, kauften wir bei den Imkern, die uns per Anhalter mitgenommen hatten, noch zwei ganze Honigwaben im Holzrahmen. (Knapp 4 Wochen später ist der Honig auch schon gegessen und nur noch eine schöne Erinnerung ;-)
Blick vom Dach der Pension
Zu den Länderinformationen Türkei
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3 Videos gedreht in der Türkei
- Antalya, Kekova, Cirali und Olympos -
März 2005
Die Altstadt von Antalya mit ihren engen Gassen und auch den von Mutter Natur angelegten Hafen gibt es noch, und das wichtigste, die Menschen sind immer noch genauso nett wie ich sie seit 1977 in Erinnerung hatte. Hier arbeiten die Handwerker, wie vor ewigen Zeiten, auf der Straße ... * |
Die gesamte Gegend steht unter Naturschutz (Olimpos Beydaglan), als besonders Schützenswert gilt die antike Stadt Olympos am südlichen Ende der Bucht. Gut ist das aber für die ganze Bucht, denn es darf nicht gebaut werden, insbesondere ist das auch vorteilhaft für die Meeresschildkröten der Art "Caretta Caretta" ... * |
Ein wahrlich ungewöhnliches Gefährt, ein Trecker mit Anhänger und auf dem Anhänger eine Zweizimmer-Holzvilla, nahm uns bis kurz vor Üçagiz mit. Das dauerte natürlich etwas länger als mit einem richtigen Bus, aber erstens kam kein Bus und außerdem wäre das auch bestimmt nicht so lustig gewesen ... *** |
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