Reisebericht Luang Prabang
Die Hauptstadt des Königreichs Lan Xang
Die reine Flugzeit von Surat Thani (Süd-Thailand) nach Bangkok beträgt eine Stunde und zehn Minuten (1:10); von Bangkok nach Luang Prabang eine Stunde und fünfunddreißig Minuten (1:35).
Für das Umsteigen in Bangkok waren nur eine Stunde und fünfzehn Minuten (1:15) angesetzt, was eindeutig zu knapp für mich war, denn bei der Ausreise-Passkontrolle in Bangkok hatte es diesmal ziemlich lange gedauert und so musste ich mich danach heftig sputen, um den Flug nach Luang Prabang nicht zu verpassen.
In einem Kleinbus brachten mich drei persönliche Flugbegleiter ganz exklusiv und flott zum Flugzeug, wo die Gesichter einiger anderer Passagiere mir signalisierten, dass man dort wohl schon etwas länger auf mich gewartet hatte ...
Nach der Landung in Laos ging es sehr ruhig und gesittet, langsam aber sicher weiter. Alle Touristen durften sich fein in Reih und Glied aufstellen und ihre einunddreißig, bzw. zweiunddreißig Dollar, wenn jemand kein extra Passfoto dabei hatte, für die Einreise bezahlen.
Am Ausgang des Airport-Gebäudes wurden dann die Taxi-Coupons ausgegeben, 50.000 Kip - ca. 5,50 Euro - kostete so ein Coupon für die Fahrt (5,2 km) vom Flughafen in die Stadt.
Zusammen mit sechs anderen Touristen ließ ich mich in einen Kleinbus verfrachten und dann ging es auch schon los. In der Stadt angekommen, wurde es mit jedem Halt ein wenig geräumiger im Bus. Beim dritten Stopp war es dann an mir, den Platz zu räumen.
Wir hielten in der Xatikhoumman Road vor dem 'Sayo Guesthouse'. Dieses Gästehaus ist optimal gelegen, mitten im touristischen Zentrum der Stadt, gegenüber vom Tempel 'Vat Xiengmouane'.
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In Laos steht an den Tempeln manchmal 'Vat', in Kambodscha und Thailand meistens 'Wat'. Beim gesprochenen Wort hört man keinen Unterschied, also Wat soll's?! In einem Wat, trifft man sich zu religiösen Festen, werden Waisen und Gebrechliche betreut, gehen Kinder zur Schule und wohnen die Mönche. Diese Tempel sind eher soziale Gemeindezentren als Klöster.
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Luang Prabang liegt an der Einmündung des Flusses Nam Khan in den Mekong. Bevor der Fluss in den Strom mündet, laufen die beiden Wasser ungefähr einen Kilometer parallel, aber gegenläufig zueinander und bilden so eine ca. 300 Meter breite Halbinsel. In nordwestlicher Richtung, keine 100 Meter vom 'Sayo Guesthouse' entfernt, fließt der Mekong und ca. 7 - 800 Meter weiter nordöstlich befindet sich das älteste Wat von Luang Prabang, 'Vat Xieng Thong'.
Im Südosten ist das Ufer des Nam Khan River nach ca. 200 Metern erreicht und in südwestlicher Richtung stößt die Xatikhoumman Road nach etwa 150 Metern auf die Ounheun Road, die im Schatten der hohen, weißen Mauer des alten Königspalastes liegt. In den Räumen des Palastes ist das Nationalmuseeum untergebracht und in seinem Garten steht, neben einem repräsentativen Theaterbau, das wohl meist fotografierte Gebäude der Stadt, der Tempel des Phra Bang, ...
... einer Buddha-Statue die seit dem 14. Jahrhundert in Luang Prabang verehrt wird und Namensgeber der Stadt am Mekong ist.
Je näher man der Spitze der Halbinsel an der Mündung des Flusses Nam Khan kommt, desto älter und edler werden die Vats und umso exklusiver und teurer werden auch die Unterkünfte, Restaurants und Geschäfte.
Es gibt viele Hotels, Gästehäuser und Restaurants in Luang Prabang und auch die Anzahl der Tempel und damit die Zahl der Mönche ist im Vergleich zu anderen laotischen Städten sehr hoch.
Die einheimische Bevölkerung allein wäre kaum imstande all diese Mönche satt zu bekommen. Nur gut, dass so viele Touristen in Luang Prabang unterwegs sind.
Das 'Sayo Xieng Mouane Guesthouse' gegenüber des Tempels 'Vat Xiengmouane'
Das 'Sayo Xieng Mouane Guesthouse' gefiel mir, schon von der Straße besehen, auf Anhieb und auf den zweiten Blick in den Hinterhof sogar noch besser. Einfach, schlicht und zart ergreifend.
Das Nebengebäude mit seinen vier großen Räumen wurde bestimmt vor langer Zeit einmal als Stall konzipiert und genutzt. Nun sind diese Zimmer, picobello sauber, ebenso einfach wie dezent und geschmackvoll eingerichtet, das ideale Domizil für nicht allzu anspruchsvolle Reisende. Vor jedem Zimmer steht ein kleiner, grüner Tisch mit zwei passenden Stühlen, dort kann man herrlich draußen sitzen und Kaffee trinken, während der Schutzpatron des Hauses über den Hinterhof wacht.
Das Bett unter dem großen Moskitonetz ist genau so hart wie ich es brauche, die moderne Klimaanlage tut ihren Job leise und effektiv und auch das angrenzende Badezimmer ist, trotz der stellenweise abblätternden Wandfarbe, völlig akzeptabel. Sowohl das WC als auch das Waschbecken und die Dusche funktionieren einwandfrei und wenn man es unbedingt darauf anlegt, kann man sich mit dem 'warmen Wasser' sogar ordentlich die Finger verbrühen. Zur Einrichtung des Zimmers gehören neben einem mittelgroßen Kleiderschrank mit Fernseher oben drauf, zwei Nachttische mit Lampen, ein massiver Tisch und ein Paar ebensolche Stühle, zwei kleine Sessel und ein großer Kühlschrank. In dem Zimmer gibt es dreimal zwei Steckdosen und ein einwandfrei funkendes WLan, was will man mehr?
Kaffee! Den üblichen Standard 'Nescafe' gibt es in der Rezeption umsonst und soviel man trinken kann. So einen Flatrate-Kaffee holte ich mir erst einmal, bevor ich meinen Laptop hochfuhr und die Mails abrief.
Als die Mails gelesen und beantwortet waren, der Kaffee getrunken und der Rechner wieder ausgeschaltet war, machte ich mich fertig für den ersten Ausflug in die alte Hauptstadt des 'Königreichs der Million Elefanten' Luang Prabang.
Kamera umhängen, Ersatz-Akku einstecken, Hut aufsetzen und 2000 Thai-Baht locker in der Hosentasche mitnehmen, um sie unterwegs in ca. 460.000 laotische Kip zu wechseln, umgerechnet sind das ungefähr 50 Euro.
Spaziergang durch Luang Prabang
Der Mensch hinter dem Tresen der Rezeption gab mir noch den gut gemeinten Rat immer geradeaus durch den Tempel 'Vat Xiengmouane' zu gehen, dann käme ich ohne Umweg zur Hauptstraße. Hab' auch schön 'Thank you' gesagt, dachte mir aber - 'Bin ich hier, um Abkürzungen zu laufen?'.
Nun ja, ich bin dann trotzdem die Abkürzung durch das Vat gegangen und das war auch gut so, denn nicht nur an diesem ersten Tag bin ich noch viel gelaufen in Luang Prabang. Das Vat Xiengmouane ist, wie eigentlich alle Tempel durch die ich in Asien gegangen bin, eine Oase der Ruhe.
Die Atmosphäre ist angenehm entspannt und die Mönche sind innerhalb der Tempelmauern eigentlich immer mit Hausarbeiten, lernen oder meditieren beschäftigt. Wenn es jedoch etwas Wichtiges ...
... auf dem Handy zu checken gilt, gehen die Novizen lieber an den großen Fluss Mekong außerhalb des Vats, um den gestrengen Blicken der älteren Mönche zu entgehen.
Aber zum Mekong kommen wir etwas später, denn erst einmal bin ich in südwestlicher Richtung unterwegs, um das Innere der Stadt zu erkunden.
Mein Weg durch das Vat führte mich ein paar Stufen hinunter zum Heritage-Village, einem drei Häuser Ensemble, in dem das ursprüngliche, laotische Leben nachempfunden werden kann. Am Heritage-Village vorbei geht es dann wieder ein paar Stufen hinauf. Diese Treppe führt in eine enge Gasse mit einem kleinen Restaurant, einem Guesthouse und einem ganz großen Lampion.
Und dann steht man plötzlich auf der, für laotische Verhältnisse, hecktisch, quirligen Mainstreet, der Sisavangvong Road. Hier sollte man tatsächlich erst einmal nach links und rechts schauen bevor man die Straße kreuzt. Die alten Kolonialhäuser an der Sisavangvong Road beherbergen etliche hübsche Geschäfte. Von kleinen Andenkenshops und Schmuckläden über edle Boutiquen und teure Antiquitätengeschäfte, bis hin zu Banken mit Geldautomaten vor der Tür und den allgegenwärtigen Hotels findet man dort fast alles.
Feine europäische Restaurants, in denen ein Essen den Monatslohn eines laotischen Arbeiters kostet sowie etliche Reisebüros links und rechts der Straße, die alle die gleichen 6 - 10 Ausflüge zu den gleichen 3 - 5 Sehenswürdigkeiten außerhalb der Stadt anbieten;
Halb- und Ganztagestouren zu einem der beiden Wasserfälle und zum Elefanten-Reiten. Oder eine Bootsfahrt zur 'Pak Ou' Höhle um die vielen Buddha-Figuren nachzuzählen, aber wenigstens sie alle zu fotografieren.
Es gibt an fast jeder Ecke in Luang Prabang etwas zu essen. Meistens sind es Frauen, manchmal auch ganze Familien, die am Straßenrand sitzen und frische Früchte oder Gebäck verkaufen. Einige haben gar ihre komplette Küche samt Backofen aufgebaut und kredenzen frisch gebackene Kuchen mit Nüssen oder landestypische Leckereien wie süßen Klebreis mit Mango. Aber auch Deftiges ist im Angebot, Fische, Hühnchen, Schweinefleisch vom Grill und so einiges andere, was ich auf Anhieb nicht identifizieren konnte oder wollte ...
Ich schlenderte also die Hauptstraße von Nordosten kommend in südwestlicher Richtung, vorbei am Königspalast zu meiner Rechten und dem Mount Phousi auf der linken Seite.
Gegenüber der Touristeninformation an der großen Kreuzung, Sisavangvong Road und Kitsalat Road, ist ein Dauermarkt eingerichtet, wo man an ca. 20, mit blauen Planen überdachten Ständen belegte Baguettes, Kaffee und frisch gepresste Fruchtsäfte kaufen kann.
Vor jedem Stand stehen 2 Tische mit jeweils 2 Bänken, an einem dieser Tische ließ ich mich nieder, knabberte ein Baguette, trank einen Kaffee und rauchte eine Zigarette. Dann machte ich noch ein paar Bilder im Bereich der Kreuzung und entdeckte dabei einen Mann, der an einem kleinen Tisch am Rande des Marktes saß und Schuhe reparierte.
Sehr gute Gelegenheit, dachte ich, morgen früh muss ich unbedingt meine alten Sandalen mitnehmen. Die Ledersandalen aus Indien trage ich sehr gerne, aber in letzter Zeit nur noch ganz vorsichtig, weil ich Angst habe sie könnten mir von den Füßen fallen.
Bevor die Sonne untergeht, wird die Sisavangvong Road vor dem Königspalast bis hinunter zur Kreuzung an der Touristeninformation für Autos gesperrt und ein Nachtmarkt für Touristen aufgebaut. Lauter Marktstände werden ordentlich in vier Reihen entlang der Palastmauer aufgestellt. Weil die Straße nicht sehr breit ist, bleiben nur zwei schmale Gänge und ich musste ständig meinen Kopf einziehen um die Stände nicht zu demolieren ;-) Die Marktstände bestehen aus einem, für meine Begriffe zu niedrigem, Metallgerüst mit einer Plane darüber.
Die ganzen hübschen, von Hand gefertigten Kleinodien, die man auch in Phnom Penh oder in Bangkok auf der Kao San Road kaufen kann, gibt es natürlich auch hier in Laos. Bilder von Elefanten und Mönchen, jede Menge Buddhas auf Papier, Holz, Textil oder worauf auch immer, Papierschirme in allen Farben,
Lampions aller Art und natürlich auch industriell gefertigte Waren, wie T-Shirts und Modeschmuck etc. werden in großer Zahl und Auswahl angeboten.
Da es nach Sonnenuntergang recht kühl geworden war, kaufte ich mir ein wärmendes T-Shirt. Ich war nur mit kleinem Gepäck unterwegs und es überraschte mich doch sehr, wie kühl es im Norden von Laos werden kann, wenn die Sonne nicht mehr scheint. Super, nun bin ich also stolzer Besitzer eines, etwas zu klein geratenen, echten T-Shirts aus China, mit laotischer Flagge drauf! 'Mission accomplished'.
Na ja, noch nicht ganz, ein erster Spaziergang durch Luang Prabang ohne dem Mekong in seinem Bett einen Besuch abzustatten geht ja gar nicht. Also trabte ich noch hinunter zum großen Fluss, bevor ich mich dann selbst ins Bett begab.
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Nach dem Aufstehen und Duschen ging ich nach vorn in die Rezeption und besorgte ich mir einen ersten Kaffee, sagte 'hello, good morning' zum Diensthabenden und füllte meinen Frühstücks-Wunschzettel aus. Nur wenige Minuten später wurde dann mein individuell zubereitetes Frühstück auf dem kleinen Tisch vor der Tür meines Zimmers serviert. Baguette mit Eiern und Speck, Kaffee und ein Teller mit Früchten.
Der Mekong in Luang Prabang
Diesen Morgen startete ich meinen Spaziergang in die andere, die nördliche Richtung, ging also hinunter zum Mekong und war völlig fasziniert von dem Anblick, ...
... der Mekong führt am Anfang des Jahres nicht viel Wasser und liegt tief in seinem Bett. Auf beiden Seiten säumen Gärten an den Böschungen den Lauf des Mekong und man kann an der Ufervegetation deutlich erkennen, wie hoch das Wasser steigt, wenn das Flussbett zu Beginn der zweiten Jahreshälfte gut gefüllt sein wird. Ich bewegte mich in südwestlicher Richtung mit der Sonne im Rücken. Rechterhand fliest der Mekong, vorbei an den, zu dieser Tageszeit noch menschenleeren Restaurant-Terrassen.
Diese unzähligen Terrassen entlang der Uferstraße, sind aus Holz gebaute Plattformen mit Geländer, die auf hölzernen Pfählen ruhen und am oberen Rand der Uferböschung lehnen bzw. - so hoffe ich jedenfalls - gut befestigt sind. Von der Straßenebene aus führen ein paar Stufen auf die Terrassen und da stehen ca. 20 bis 30 Tische inklusive Bestuhlung. Ab Mittags sind diese Terrassen bis in den späten Abend hinein durchgehend gut besucht. Dort kann man unter schattigen Bäumen und über den ruhig dahin ziehenden Wassern des Mekong, in einer frischen Brise sitzend der Hitze entkommen. Ein leckeres Essen und fruchtige Drinks genießen und dabei dem Treiben auf und an dem Fluss zuschauen.
Unterhalb der Terrassen sind Gärten angelegt, die jedes Jahr in der Regenzeit von den steigenden Wassern überflutet und gedüngt werden. Dann zeigt sich auch welche dieser Terrassen gut geplant und gebaut wurden und welche Konstruktion eine echte Prüfung nicht bestehen würde.
Halt Stopp - Das war in der Vergangenheit wohl tatsächlich so, in unserer heutigen Realität sieht die Sache inzwischen etwas anders aus.
Der wilde und manchmal etwas ungestüme Mekong wurde in den letzten Jahren schon an seinem Oberlauf in China mehrfach eingedämmt, um die Kraft seines Wassers zu nutzen. Seither sind Hochwasser des Mekong in Laos kaum mehr vorgekommen. Viel häufiger muss nun, in den trockenen Monaten, die Schifffahrt eingeschränkt werden, weil nicht mehr genug Wasser den Mekong herunter kommt und wahrscheinlich müssen die Gärten an seinen Ufern seither mit Chemie gedüngt werden.
Auf der südlichen Seite, reihen sich längs der Uferstraße hübsche, kleine Gästehäuser, Massagesalons und teilweise winzig kleine Restaurants, die ohne die Terrassenplätze auf der anderen Straßenseite gar keinen Platz für ihre Gäste hätten. Unterbrochen wird diese Reihe der kleinen Häuser nur von vereinzelten Straßeneinmündungen und durch die lange, weiße Mauer der alten Königsresidenz. An beiden Seiten des Palastes führen Straßen vom Mekong hinauf zur Sisavangvong Road. Ich nahm die zweite, westlich gelegene Straße und kam so direkt zu dem täglich stattfindenden Morgenmarkt, in den kleinen Gassen neben dem Palast.
Der Markt westlich des Palastes
Dieser Markt ist völlig anders als der Nachtmarkt auf der Sisavangvong Road. Hier beginnt der Aufbau schon früh morgens bei Sonnenaufgang und der Markt endet bereits gegen Mittag, genau wie die Wochenmärkte bei uns. Lebensmittel und Haushaltswaren dominieren das Bild. Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch, verschließbare Plastikbehälter, Werkzeuge und Kochgeschirre werden hauptsächlich von Laoten gekauft. Modeschmuck, Souvenirs und Handwerksarbeiten sieht man nur ganz vereinzelt.
Touristen mischen sich hier natürlich auch ins Publikum, machen Fotos und kaufen wenig. Unmengen Fotos habe auch ich gemacht und so ganz nebenbei auch noch 2 - 3 Stückchen Obst konsumiert. Ich konnte da nicht einfach so durch laufen und ja, bei dem süßen Klebreis mit Mango bin ich auch schwach geworden.
So futterte ich mich durch die Straßen des Marktes und landete wieder an der Ecke nahe der Touristeninformation. Beim Anblick des Schusters musste ich zu meiner tiefen Bestürzung feststellen, dass mein Gedächtnis in den vergangenen Wochen und Monaten auch nicht besser geworden war. Ich hatte tatsächlich vergessen meine alten Ledersandalen mitzunehmen. Alzi, Blödmann, alter Trottel ... und ähnliches brummte ich mir in den Bart und trabte schnurstracks wieder in eine der Seitenstraßen, um mich in das summende Getümmel des Marktes zu stürzen.
Nach weiteren, ausgiebigen Marktforschungen landete ich gegen Mittag wieder unten am Mekong und suchte mir einen Platz mit guter Aussicht auf einer der Restaurant-Terrassen. Als erstes, sozusagen als Aperitif, schlürfte ich die Milch einer großen Kokosnuss und schaute mir dabei den Bootsverkehr auf dem Mekong an. Der Mekong kommt aus nordöstlicher Richtung und die Boote, die flussabwärts unterwegs sind, gleiten mühelos mit der Strömung dahin. Kähne die gegen den Strom fahren haben zu kämpfen und zum Teil machen die auch ordentlich Krach dabei.
Ich hatte mir die Restaurant-Terrasse etwas oberhalb des Fähranlegers ausgesucht und konnte das Roll-on/Roll-off auf den beiden Fährschiffen beobachten. Wenn eine Fähre anlegte, dauert es ungefähr fünf Minuten bis alle Autos, Mopeds, Fahrräder und Fußgänger von Bord waren und etwa genauso lange bis die Fähre beladen war und wieder ablegen konnte. Zwei junge Burschen koordinierten das Geschehen, hoben oder senkten mit Flaschenzügen die Auffahrrampe und wiesen die Fahrzeuge ein. Beim Ablegen der Fähre hebelten sie mit langen Balken die Metallrampe von der Betonschräge des Anlegers und sobald die Fähre frei war, sprangen sie wieder auf.
Dann nahm die Fähre gegen den Strom Fahrt auf, machte einen großen Bogen links herum und wurde, je näher sie zur Mitte des Flusses kam, immer schneller stromabwärts getragen, um sich von der Strömung zum nördlichen Ufer, an den Fähranleger tragen zu lassen. Auf der anderen Seite des Mekongs vollführte die zweite Fähre gleichzeitig das Manöver spiegelbildlich. Nach dem Ablegen erst einmal dicht am Ufer ein gutes Stück gegen die Strömung fahren, dann zur Mitte schwenken, um sich mit der Strömung an den südlichen Anleger treiben zu lassen. Sehr interessante Aktion, bei dessen Beobachtung über einen längeren Zeitraum, die unterschiedliche Fahrweise der beiden Bootsführer deutlich wurde.
Der eine fuhr eher langsam und vorsichtig, fast schon etwas unsicher, wogegen der andere recht forsch, aber präzise zur Sache ging. Wer von den beiden wohl zuoberst in der, wenn es sie denn gibt, Unfallstatistik für Fähren auf dem Mekong auftauchen würde ...?
Dieser Platz hoch über dem Mekong hatte sich als hervorragende Wahl erwiesen, das Essen lecker, die Bedienung aufmerksam und die Aussicht optimal. Ich prägte mir die wesentlichen Merkmale dieser Terrasse ein, um den Platz, trotz meines löchrigen Hirns, auch bestimmt wiederzufinden, 'zweite Terrasse östlich der Fähre, weiße, kugelige Lampen auf den Pfosten des Geländers'.
Nach dem Essen ging ich zum 'Sayo Guesthouse' und legte mich für ein Viertelstündchen aufs Ohr. Daraus wurde, wie nicht anders zu erwarten war, beinahe ein ganzes Stündchen. Aber das war auch gut so, denn als ich erwachte fühlte ich mich ausgeruht, frisch und fit. Sofort fiel mir der Schuster wieder ein und ich hängte als erstes meine Sandalen an die Kameratasche. Same procedure ..., Kaffee holen, Rechner hochfahren, checken was zu checken ist, Rechner wieder runter fahren und los.
Hurtig machte ich mich auf direktem Wege zu dem Schuster und vertraute ihm, ohne viele Worte meine Sandalen an. Er warf einen Blick drauf und sagte 'Half hour, 30.000 Kip' (3,20 Euro). Mir war völlig klar, dass dies der Preis für Touristen war und fand das auch völlig in Ordnung. Also nickte ich und antwortete 'Ok, next year I come back, open a shoemakershop and get rich too'. Ob er mein Pidgin-Englisch wirklich verstanden hat weiß ich nicht, aber er grinste breit und widmete seine Aufmerksamkeit sofort der Arbeit an meinen Sandalen. Ich fühlte mich verstanden und trabte von dannen. Dreißig, besser vierzig Minuten um keinen Stress aufkommen zu lassen; wie verbringt man diese Zeit am sinnvollsten? Man tut das, was alle Touristen in Luang Prabang mindestens ein- bis zweimal pro Woche tun, man begibt sich in ein Reisebüro und bucht einen schönen Ausflug!
Nur ein paar hundert Meter entfernt, war mir bei einer meiner Runden, ein unaufdringlich und hübsch dekoriertes Reisebüro aufgefallen. Auch hier stand, wie vor fast jedem anderen Reisebüro der Stadt, das Schild mit dem Hinweis auf eine Fahrt mit dem Ausflugsboot 'Nava Mekong' vor der Tür. Auf diesen Schildern war, ungewöhnlich genug, ein fester Preis angegeben. Sehr sympathisch, seriös und verbindlich, hatte ich schon beim ersten Vorbeigehen gedacht. Also trat ich ein und fragte nach der Fahrt mit der 'Nava Mekong' zu den Pak-Ou Höhlen. Der Mann im Reisebüro erzählte mir genau was mich auf der Tour erwartete: Mit dem Boot geht es, pünktlich um 10 Uhr morgens, 25 Kilometer den Mekong hoch, zwischendurch wird eine halbe Stunde Pause im 'Whiskey-Village' eingelegt - Shoppen bis die Geldbörse quietscht - Dann eine Stunde durch die Höhlen klettern und möglichst viele Buddha-Figuren knipsen. Danach wieder 25 Kilometer mit dem Boot nach Luang Prabang zurück und auf der Rückfahrt gibt es noch etwas Feines zu essen. Alles zusammen für 25 US-Dollar, coffee and water for free, inklusive Hin und Rücktransport vom Hotel zum Anleger mit einem Tuk-Tuk. Rückkehr nach Luang Prabang um 14 Uhr, pünktlich zum wohlverdienten Mittagsschlaf.
Die große Uhr an der Wand zeigte, dass noch etwas Zeit war, bevor ich meine Sandalen abholen musste, also stellte ich noch ein paar Fragen zu den anderen Touren. Der freundliche Reisebüromensch war sehr geduldig und hat mir alles ganz genau erklärt. Dann blätterte ich die 25 Dollar auf den Tisch und bekam einen Buchungsbeleg aus einem echt antiken Nadeldrucker.
Auf dem Tisch des Schusters warteten schon die frisch geklebten Sandalen auf mich und ich begutachtete die Qualität der Arbeit ausführlich, bevor ich dem Mann die 30.000 Kip in die Hand drückte. Er war zufrieden und fing sofort an sein Zeug zusammen zu packen, um Feierabend zu machen. Ich war auch zufrieden und wechselte sofort die Schuhe. In meinen alten Sandalen lustwandele ich doch am allerliebsten.
Den Sonnenuntergang schaute ich mir beim Abendessen von 'meiner' Terrasse bei der Fähre an und drehte danach noch eine große Runde, knapp am Nachtmarkt vorbei, über die Sisavangvong Road und durch den Tempel 'Vat Xiengmouane' zurück zum 'Sayo Guesthouse'.
Die vielen Lampions vor allen Häusern und in allen Straßen von Luang Prabang verbreiten eine urige, märchenhafte Atmosphäre. Laos ist das Land der Millionen Lampions. Von den einstmals Millionen Elefanten des Königreichs Lan Xang, kann man noch ein paar Hundert in Reservaten erleben, wo sie als Touristenattraktion ihr Dasein fristen. Die neuen Baumaschinen erledigen die meisten Jobs, die früher den Elefanten vorbehalten waren, wahrscheinlich um einiges effektiver und billiger.
Die Fahrt auf dem Mekong
Am nächsten Morgen pünktlich um 9:30 wurde ich am Sayo Guesthouse von einem Tuk-Tuk abgeholt und zum Anleger der 'Nava Mekong' gebracht. An Bord des Schiffes wurde Kaffee serviert und ich betrachtete während dessen das Boot eingehend. Kunstvoll geschnitztes Holz bestimmte das Bild und die Dame die den Kaffee servierte war ganz und gar in teure Seide gewandet, sehr passendes Ambiente für eine Fahrt auf dem majestätischen Mekong. Der Himmel hatte sich leider ziemlich bewölkt, aber glücklicher Weise blieb es den ganzen Tag trocken.
Nach etwa 45 Minuten Fahrt legte die 'Nava Mekong' bei dem 'Whiskey-Village' genannten Dorf 'San Ha' an und ca. ein Dutzend kaufwütiger Touristen stürmte das Dorf. Doch noch nicht einmal die Kinder waren erschrocken, die Einheimischen lächelten und wollten uns alles geben was das Dorf zu bieten hat. Den berühmten Mekong-Whiskey in Liter-Flaschen mit, in Fusel eingelegten Geckos darin. Hübsches Geschmeide und edle Seide, Hölzer und Steine in allen Farben und Formen. Ich machte einen Gang durch das Vat des Dorfes, trank eine Kokosnuss und ging dann wieder an Bord. Nachdem alle Invasoren ihre Beute an Bord geschleppt hatten, ging die Fahrt weiter, vorbei an engen Stromschnellen und gefährlich aussehenden Felsen mitten im Fluss.
Auf einigen dieser Felsen waren stabile, aus Beton gegossene Wasserstandanzeiger angebracht, die das Boot um drei bis vier Meter überragten. Bald sahen wir in der Ferne am linken Ufer viele Ausflugsboote und einige Meter darüber ein dunkles Loch in der Felswand. Die erste der beiden Höhlen von Pak-Ou ist von dem schwimmenden Schiffsanleger aus über eine weiß verputzte Treppe erreichbar. Auf halber Höhe der Treppe geht links ein Weg ab zu der zweiten Höhle auf der anderen Seite des Berges.
Viel Platz ist nicht dort oben in der Höhle, wenn da fünf bis zehn Touristen gleichzeitig ihre Fotos machen wollen, stehen sie sich gegenseitig auf den Füßen. Auch die vielen Buddha-Figuren haben nicht ausreichend Platz ihre ganze Wirkung zu entfalten. In der Masse geht das 'Erhabene' etwas verloren ...
Fortsetzung folgt ...
Zu den Länderinformationen Laos
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